Naturfreunde unterm Hakenkreuz

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Beschreibung

Autor: Lisa Rapp M.A.
Seitenanzahl: 14 Seiten
Veröffentlichung vom: 10/2015


I. Naturfreunde unterm Hakenkreuz. Vorwort

Die Naturfreunde wurden im September 1895 von dem Sozialisten und Lehrer Georg Schmiedl gegründet. Als Teil der Arbeiterbewegung des späten 19. Jahrhundert setzte sich der Verein für die Öffnung der Wälder für die Arbeiterschicht ein. Man wollte raus aus dem Grau der Städte, heraus den engen Arbeitersiedlungen, in denen kein Platz für Gärten und Natur war. Ebenso kämpfte der Verein gegen die kapitalistische Ausbeutung der Arbeiter und der Natur durch die Industrie und für die Verbesserung der politischen und sozialen Stellung der Arbeiterklasse. Von Anfang an ist ihre Geschichte daher eng mit jener der Gewerkschaften und der Arbeiterwohlfahrt verknüpft.
Das Logo der Naturfreunde – ein Handschlag, aus dem drei Alpenrosen „sprießen“ wurde von Karl Renner, österreichischer Sozialdemokrat und 1918 – 1920 Staatskanzler seines Landes, entworfen. Neben diesem Signet ist der Gruß „Berg frei!“ das verbindende Element und Erkennungsmerkmal der Organisation.

Bereits 1933 zählten die Naturfreunde rund 200.000 Mitglieder in insgesamt 22 Ländern. Unter dem nationalsozialistischen Regime wurde die Organisation in Deutschland verboten, ihre Häuser und jeder weitere Besitz beschlagnahmt und zweckentfremdet. Auch die Ortsgruppe Geislingen war von diesem Verbot betroffen, worauf im Folgenden noch näher eingegangen wird.

Auch heute sind die Naturfreunde den Idealen des demokratischen Sozialismus verpflichtet. Sie verstehen sich als ein „sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“1, der sich für die „nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft“2 sowohl im sozialen, politischen als auch im ökologischen Sinne engagiert. Die Organisation spricht sich gegen Diskriminierung und Ausbeutung aus und fördert außerdem das gesellschaftliche Umdenken im Sinne eines nachhaltigen und ökologisch sinnvollen Umgangs mit der Natur. Gerade aufgrund ihrer sozialpolitischen Komponente sind die Naturfreunde von bürgerlichen Gebirgs- und Wandervereinen, wie beispielsweise dem Schwäbischen Albverein, abzugrenzen. (3)

Bekannt ist der Verein vor allem durch sein europaweites Netz von fast 1000 Naturfreundehäusern, die günstige, naturnahe Gasthäuser mit Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer bieten und gleichzeitig den gelebten, sanften Tourismus verkörpern sollen. Die Naturfreunde sind heute in 48 Ländern beheimatet, hauptsächlich in Europa. Mit einer halben Million Mitglieder gehört der Verein zu den weltweit größten nichtstaatlichen Organisationen (NGO).
Lisa Rapp M.A.: Naturfreunde unterm Hakenkreuz (3)

In Deutschland zählen die Naturfreunde ca. 75.000 Mitglieder, die in 630 Ortsgruppen beheimatet sind, welche wiederum mehr als 400 Naturfreundehäuser bewirtschaften. Eine dieser Ortsgruppen ist in Geislingen verwurzelt und zählt aktuell rund 140 Mitglieder. Seit 2014 wird das Vereinsarchiv der Ortsgruppe Stück für Stück gesichtet und geordnet. Dieser Artikel stellt eine erste Fassung der Erkenntnisse dar, die aus den Unterlagen des Archivs und aus Aussagen von Vereinsmitgliedern gewonnen werden konnten. Er konzentriert sich auf die Zeit von der Gründung der Ortsgruppe bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden, da das Archiv selbst zahlreiche Lücken aufweist und die Dokumente außerdem noch nicht abschließend verzeichnet sind…

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